Melatonin ist den meisten wohl als das „Schlafhormon“ schlechthin bekannt. Immer mehr Studien zeigen jedoch, dass Melatonin nicht nur für einen erholsamen Schlaf entscheidend ist, sondern sich auch anderweitig positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Im Folgenden werden einige Wirkweisen von Melatonin näher dargestellt.
Schlaf-Wach-Rhythmus
Melatonin wird hauptsächlich von der Zirbeldrüse im Gehirn produziert. Es steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus und ist dafür verantwortlich, dass wir müde werden. Der Zyklus von Licht und Dunkelheit beeinflusst hierbei die Freisetzung von Melatonin. Während helles, blaues Licht die Melatoninproduktion hemmt, fördert Dunkelheit dessen Ausschüttung. Die Melatonin-Konzentration erreicht zwischen 2 und 4 Uhr morgens ihren Höhepunkt.
Antioxidans
Melatonin ist nicht nur für den Schlaf-Wach-Rhythmus entscheidend, sondern scheint darüber hinaus ein starkes Antioxidans mit Entzündung regulierender Wirkung zu sein. Hierdurch kann es Zellschädigungen, die von sogenannten freien Radikalen verursacht werden, verhindern.
Melatoninproduktion in der Plazenta von Schwangeren
Die Plazenta ist ein vielseitiges Organ, das nur temporär während einer Schwangerschaft im Körper einer Frau zu finden ist. Sie versorgt das Ungeborene mit Nährstoffen und Sauerstoff, transportiert unter anderem Abfallstoffe ab und produziert Hormone, welche die Schwangerschaft aufrechterhalten. Sie wächst während der gesamten Schwangerschaft, löst sich nach der Geburt von der Gebärmutter ab und wird als Nachgeburt ausgestoßen.
Aktuelle Studien zeigen, dass Melatonin ein wichtiges Hormon während der Schwangerschaft (insbesondere in der Plazenta) darstellt. Die Melatonin-Konzentration im Blut ist bei Schwangeren höher als bei Nichtschwangeren. Zum Geburtstermin erreicht der Melatonin-Spiegel seinen Höhepunkt.
Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Plazenta die Hauptquelle dieses Melatonins ist. Wie die Plazenta Melatonin produziert und ob der zirkadiane Rhythmus hierbei eine Rolle spielt, muss noch untersucht werden. Das Immunsystem der Mutter wird bei einer gesunden Schwangerschaft kontinuierlich an die Bedürfnisse des Ungeborenen angepasst. Melatonin scheint hierbei auf Grund seiner antioxidativen Eigenschaften eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen und Schwangerschaftskomplikationen vorzubeugen.
Störungen des zirkadianen Rhythmus während der Schwangerschaft scheinen die Entstehung chronischer Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Adipositas und Herz-Kreislauferkrankungen des Kindes im späteren Leben zu fördern.
Fazit
Melatonin ist nicht nur für unsere Schlafqualität entscheidend, sondern scheint darüber hinaus ein starkes Antioxidans zu sein, das vor allem in der Schwangerschaft eine entscheidende Rolle in deren Aufrechterhaltung und der Gesundheit des Ungeborenen einnimmt. Um die genauen Wirkmechanismen zu verstehen, sollten weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Quellen:
Joseph TT, Schuch V, Hossack DJ, Chakraborty R, Johnson EL (2024): Melatonin: the placental antioxidant and anti-inflammatory. Front Immunol; 15:1339304
Cruz-Sanabria F, Carmassi C, Bruno S, Bazzani A, Carli M, Scarselli M, Faraguna U (2023): Melatonin as a Chronobiotic with Sleep-promoting Properties. Curr Neuropharmacol; 21(4):951-987